Hoffnung für Borussia

Dortmunds Kicker sind wirtschaftlich am Ende. Weiter tragisch ist das aber nicht, schließlich ist das auch schon anderen Klubs passiert. Die taz zeigt auf, wie die sich haben retten lassen

VON TOBIAS SCHÄCHTER

Den Fans von Borussia Dortmund geht es im Moment saudreckig, schließlich steht ihr Verein dicht vor der Pleite. Aber es gibt Hoffnung. Inzwischen boomt in Europa die so genannte Retter-Branche für wirtschaftlich an die Wand gefahrene Fußballvereine. Die taz stellt die wichtigsten Player und ihre Modelle vor.

1. Der gute Onkel aus Amerika?

Der gute Onkel heißt Stephen Schechter und hat schon unweit vom Westfalenstadion segensreich gewirkt, auf Schalke nämlich. Dort gab Onkel Schechter letztes Jahr eine Anleihe über 75 Millionen, womit Zigarren-Rudi nun plötzlich die halbe Bundesliga aufkaufen kann – und ganz Werder Bremen. Der Haken an der Sache: Alles, was die Schalker derzeit investieren, ist auf Vorgriff finanziert; und selbst die Zuschauer-Einnahmen gehen für zweitausend Jahre an den lieben Onkel. Der wäre schließlich kein waschechter Amerikaner, wenn am Ende nicht in erster Linie er den Gewinn aus diesem Deal zöge. Da können die Borussen-Fans schon mal ihr Zwerchfell vordehnen. Bei Onkel Schechter nämlich gilt: Wer zuletzt lacht, lacht am besten!

2. Der gute Onkel aus Russland

Ein Modell, das bereits die Fans von Chelsea London entzückt. Letzten Sommer hat der russische Oligarch Roman Abramowitsch nämlich nicht nur ihren Club mit seinen Millionen vor dem Konkurs gerettet, sondern sogar zu einer Art Kleinrealmadrid aufgeblasen. Warum aber ist der Mann aus Moskau so mildtätig zu Chelseas Kickern? Manche vermuteten, der 36-Jährige wolle sich mit seiner Gutherzigkeit den Weg in die feine englische Gesellschaft bahnen. Seit aber letzten Freitag bekannt wurde, dass er mit anderen reichen Menschen aus Russland für 100 Millionen Euro auch den aus dem letzten Loch pfeifenden AS Rom übernehmen wollte, scheint das „Ich will doch nur einen Wodka mit Prince Charles trinken“-Argument nicht mehr zu ziehen. Steht Abramowitsch doch eher auf Cappuccino? Und wie gerne trinkt er DAB?

3. Der gute Onkel aus der Ukraine oder sonst woher

Wer tatsächlich geglaubt hat, in der Schweiz sei das Finanzgebaren vorbildlich, der hat noch nichts vom FC Wil gehört. Dort nämlich hat seit einiger Zeit der einst als Kaufhausdieb überführte ehemalige Gladbach-Profi Igor Belanow das Sagen. Zusammen mit Freunden aus der Ukraine, die sich hinter einer Firmengruppe mit dem Namen New Building Design AG mit Sitz in Barcelona verbergen, feuert und heuert Belanow die Trainer in Wil, wie er will, und die armen Spieler müssen schon mal Monate auf ihre Gehälter warten, weil Investor Belanow nur schleppend zahlt. Der Aargauer Ständerat Maximilian Reimann hat jetzt mit anderen besorgten Schweizern den Europarat aufgerufen, das Investment osteuropäischer Investoren in westeuropäische Fußballklubs zu untersuchen. Es geht um die Frage, ob die investierten Gelder „sauberen Ursprungs“ sind. Was das wohl heißen soll?

4. Das Berater-Modell

Der Schweizer René C. Jäggi rettete den 1. FC Kaiserslautern, indem er Nationalspieler Klose verpfändete und das Stadion veräußerte. Das hätte auch der Hemshof-Lui aus Ludwigshafen hingekriegt, wenn er gar keine andere Möglichkeit mehr gesehen hätte. Der Lui hätte dann gesagt: „Aller hob, s’geht nit annersch.“ Obwohl: Dem herben Charme des Hemshof-Lui wären die Banken wohl nicht so leicht erlegen wie dem weltmännischen Auftritt des weitgereisten Herrn Jäggi aus Basel.

5. Der nette Agent und seine Freunde

Der spanische Spielervermittler Santos Marquez, der die Verpflichtungen der galaktischen Luis Figo und Zinedine Zidane zu Real Madrid eingefädelt hat, hat sich mit acht anderen netten Menschen, sieben davon sind bisher unbekannt, der klammen Schweizer von Servette Genf angenommen. 87 Prozent hält Mehrheitseigner Marc Roger nun zusammen mit Marquez, zwei bisher unbekannten Spielern, einem bisher unbekannten Trainer, vier bisher unbekannten Genfern und – jetzt kommt’s – mit dem französischen Nationalspieler Claude Makelele. Dämmert’s? Genau: Jener Makelele, der beim FC Chelski des Roman Abramowitsch kickt. Zudem zu beachten: Bis vor kurzem war Herr Marquez Besitzer des spanischen Drittligisten Lorca. Als der nette Mann Lorca den Rücken kehrte, hinterließ er nichts, außer der Kleinigkeit von einer Million Euro Schulden.

6. Herr Kirch aus Amerika

Haim Saban, Chef der lustigen Fernsehsender-Familie ProSiebenSat1 Media AG, ärgert Premiere-Chef Georg Kofler und erfreut damit alle Fußball-Manager. Denn Herr Saban will der DFL viel mehr Geld für die Fernsehrechte der Bundesliga zahlen als Herr Kofler. Mit diesem lieb gemeinten Aufgeld könnten seriöse Vereinsmanager wie Herr Meier und Herr Niebaum das Spiel wieder von vorne beginnen. Der Herr Kirch aus Amerika wird ja wohl nicht so blöd sein wie der echte Herr Kirch, der ja eigentlich auch super war.

(Diese Liste besitzt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)